Sieben Tage hatte die Euskirchener „Wir bauen auf“-Delegation Zeit, in der Region Batticaloa im Osten Sri Lankas ein Projekt zu suchen, das langfristig aus dem Kreis Euskirchen unterstützt wird.
SRI LANKA. Der vom DRK ins Katastrophengebiet entsandte Erkundungstrupp soll sich in sieben Tagen einen Überblick verschaffen und eines - oder mehrere - Projekte finden. Die ersten Eindrücke aus Kallady, einem Stadteil Batticaloas: Chaos und Zerstörung.
Ein Hindu-Tempel und das dazu gehörende Gemeindezentrum, am Wochenende eine Art Armenschule, sind zerstört. Beides wären denkbare Aufbauprojekte.
Über die Familie Vettivelu Balasundarams, Vater einer Euskirchener Feuerwehrfrau, knüpfen die Eifeler erste Kontakte zu den Verantwortlichen.
Abends hält die Erkundungsgruppe immer wieder „Kriegsrat“. Ideen werden entwickelt, diskutiert, verändert und wieder verworfen. Menschen vor Ort Arbeit zu geben und dadurch Familien zu ernähren, Kindern Schulausbildung zu ermöglichen, sollen Ziel des Projekts sein. Eine Idee: eine Fabrik zu bauen. Dass Menschen so Arbeit fänden, lässt den Gedanken auf den ersten Blick attraktiv erscheinen. Doch schon auf die Frage, was man produzieren und auch vermarkten könne, findet sich keine Antwort. Außerdem dämmert die Erkenntnis, dass es wohl unmöglich wäre, von der Regierung in Colombo eine Genehmigung zu erhalten, ausgerechnet an der Ostküste, im Tamilengebiet, eine Fabrik zu bauen.
Begegnung mit einem Kirchenmann
Viele Ideen, wie man Menschen Arbeit geben könne, werden diskutiert. Und wieder verworfen. Es muss machbar, der Geldfluss von Deutschland nach Sri Lanka gewährleistet und eine Kontrolle möglich sein. Wir wäre es mit dem Bau von Häusern? Kurzfristig fänden Bauarbeiter Arbeit. Doch es wären immer zu wenig Häuser, Neid und Missgunst programmiert.
Manchmal sind die Eifeler ratlos, wohin es gehen soll und wie die Sache funktionieren kann. So steht wieder ein Tag des Umherstreifens auf dem Programm. Plötzlich entdecken die Eifeler einen größeren „Raum“. Eine halbhohe Holzwand, ein Dach als Sonnenschutz, Sandboden. Angesichts der Zerstörungen rundherum und der nicht gerade stabilen Bauweise gehen die Eifeler davon aus, dass dieser Raum erst nach der Katastrophe provisorisch für irgendetwas errichtet wurde. Eine Dame informiert, dass es eine provisorische Schule sei, die die Kirche gebaut habe. Nähere Informationen könne der Pfarrer geben.
Hinter einer Ecke kommt die Kirche ins Blickfeld. Im Haus daneben haben DRK-Chef Rolf Zimmermann und der Euskirchener Kinderarzt Dr. Joachim Rechmann ihre erste Begegnung mit Frater Joseph Mary. Der Kirchenmann hat allerdings keine Zeit - für den nächsten Morgen wird ein Termin vereinbart. Schon ist der Geistliche verschwunden - auf seinem Moped rauscht er an den Deutschen vorbei.
In mehreren Gesprächen mit dem Priester gelangen die Eifeler zu der Überzeugung, dass sie den richtigen Mann gefunden haben. Sehr präzise erklärt „Frater Joe“, was die Menschen verloren haben, was sie brauchen und wie man es realisieren könne. Mit ihm wird die Idee „ausgeheckt“, eine so genannte „Dispensary“ zur medizinischen Versorgung aufzubauen. Details werden in einer abendlichen Konferenz besprochen. Über Nacht erstellt ein Bauingenieur, der zum engen Kreis um Joseph Mary zählt, einen vorläufigen Plan. Ein Arzt, Krankenschwestern und ein Hausmeister sollen langfristig in der Ambulanz und Tagesklinik Arbeit finden. Unabhängig von Religion und Rasse sollen die Menschen in Kallady-Dutch Bar behandelt werden.
Doch auch die Hindu-Gemeinde, gerade mal 500 Meter entfernt, will die Gruppe dabei unterstützen, ihr Zentrum und die Schule wieder aufzubauen. Und hat die Hoffnung, dass diese Hilfe aus dem Kreis Euskirchen den Menschen weiteren Anreiz gibt, in ihre alte Heimat zurückzukehren und dort wieder eine aktive Gemeinschaft entstehen zu lassen.
(Ramona Hammes)
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