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Intuition

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Gefühl, Phantasie, Achtsamkeit, Vertrauen, Wasser, Nacht

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Hier sind wir ganz in unserem heimatlichen abendländischen Kulturkreis: In einer sanften Rückwärtsneigung fassen zwei schmale Flanken brettartig die Gestalt. Auf nachtblauem Grund sind gelbe Strich-Sterne wie von Kinderhand darauf gemalt.

Die Flanken sind Grenze und Kontur einer Frau, deren Haupt eine Mondsichel trägt. Sie steht auf einem blauen Sockel mit Wellenornament – Wasser also. Das blaue Gesichtsrund unter der gelben Mondkrone lässt die schmalblauen Seitenteile auch als Haare oder Schleier begreifen.

Daran festgemacht ist das türkisfarbene Herz der Brüste dieser Mondkönigin. Der Raum zwischen Kopf und Brust ist freigelassen, ebenso wie der Raum zwischen Brust und Bauch, der gemeinhin als Sitz der Intuition gilt. Vielleicht, um dieses gedankliche Kreisen um ein tief inneres Zentrum zu veranschaulichen,

skulpiert (und zeichnet es nicht nur darauf) Gesa Krieg von der Nabelmitte der Gestalt ausgehend eine Spirale (die besonders hier jetzt, an ihrem neuen Aufstellungsort an Labyrinth denken lässt) auf das Bauchrund ein: "Spüren aus dem Bauch" schreibt sie dazu.

Diese Spirale ruht auf der schmalen Doppelsäule zweier Beine. Die Intuition ist damit klar dem weiblichen Anteil unseres Wesens zugeordnet, dem Anteil, der geschehen lässt, wartet, annimmt – so erhält auch der freie Raum innerhalb der Skulptur seine bedeutsame Kraft,

das Nichts, das alles enthält, das Nichts, das dem, was ist, erst seine Wirksamkeit verleiht… und so erfährt diese zauberische "Königin der Nacht" fernöstliche Tiefe.

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