Ein Gruß aus Banda Aceh

Hallo Freunde!

Im schlimmsten Chaos wiederfährt mir nun doch noch was richtig Gutes! Am fürchterlichsten Ort, den ich je gesehen habe, gibt es eine stabile Internetverbindung.

Den Donnerstag haben wir in Taschkent (Usbekistan) verbracht (Reparatur am Flieger). Freitag dann Batam, Chef dort ist Greg - ein Australier, der garantiert mit Krokodile-Dundee verwandt ist. Letzte Nacht in einem Bett bei erträglichen Temperaturen. Dann Samstag Ankunft in Banda Aceh - 40°C im Schatten (und davon gibt´s nicht viel), da gilt die Sharia - keine kurzen Hosen, keine Fotos. Dafür aber wenig Essen, brennende Müllhalden, entsetzlicher Gestank und heilloses Verkehrschaos.
Meine älteren Kollegen haben mich gleich zum Head-of-driving-department ernannt (mit Visitenkarte) - das heißt, ich darf Chauffeur spielen. Hier gilt Linksverkehr, aber jeder fährt wie er will - und die Straßen sind voll.
Die Nächte haben wir bisher in der Garage eines Hauses verbracht, das die IFRC (International Federation of Red Cross and Red Crescent Organisations) angemietet hat, die Bude ist total überfüllt. Ernährt hab ich mich bisher nur von Reis, Bananen und den Resten einer dänischen Combat-Ration.
Aber alles wird gut - Banda Aceh, das noch viele unzerstörte Viertel besitzt, haben wir für einge Tage verlassen (per 1stündigem Hubschrauberflug) und sind in Calang (dschalan) eingetroffen - ein Ort, der zu 100 % zerstört ist und mal 8.500 Einwohner besaß. Im hiesigen Flüchtlingslager, in dessen Mitte wir (Manfred und ich / Thomas ist mit Jürgen heute nach Teunom aufgebrochen) uns ein kleines Zelt teilen, leben noch 2.500 Meschen - die Überlebenden von Calang und den umgebenden Orten. Aus der Luft sieht dieser Ort aus wie eine gigantische Müllkippe, vom Boden riecht es auch so, die Zerstörung hier ist absolut unbeschreiblich. Die 3. Welle hatte eine Höhe von 20 Metern und hat selbst schwere Betonfundamente fortgetragen. Eigentlich dachten wir, hier gäbe es eine österreichische ERU (Emergency Response Unit), die ist aber 20 km weitergezogen, nix mit waschen.
Wir sollen hier ein Warehouse (Nachschubasis) einrichten, eingeplant sind dafür 2-3 Tage, unterstüzt werden wir vom PMI, dem hiesigen Roten Kreuz und dem indonesischen Militär. Die PMI ist übrigens sehr gut organisiert, überall gibt es Satganas (sowas wie eine Einsatzeinheit) und die Zusammenarbeit ist sehr gut - ich habe hier bisher überhaupt nur nette Leute kennengelernt.

So, ich versuch später noch mal mehr zu schreiben.
Seit gegrüßt - grüßt mir die Leute...

Euer Georg


PS:

Also das ist schon was, ich habe den Abend mit den Leuten vom PMI verbracht, Abendessen im PMI Küchenzelt (naja, besser Folienverschlag), seltsam seltsam - aber lecker - und satt. Dann Kretek (Nelkenzigaretten) und Smalltalk mit Händen und Füßen. Nun bin ich noch bei den beiden Amerikanern von der IFRC - auch nette Leute. da kann man die vollständige Vernichtung um einenen herum, die tropische Hitze und die Moskitos, fast vergessen, dank der Kretek und einiger Räucherstäbchen nimmt man auch den kaum ertragbaren Gestank kaum noch wahr.

Ja, hier lässt es sich sogar besser aushalten als im weniger zerstörten Banda Aceh, und ich werde wohl noch ein paar Tage bleiben. Die einzigen Möglichkeiten wegzukommen sind ohnehin nur zu Fuß, mit einem Boot oder der ollen Sikorski, die uns hergebracht hat.

Ich meld mich wieder sobald als möglich (und meist ist hier unmöglich)
grüßt mir alle

Euer Georg

(Georg Nitsche)

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